Blindenführhunde

Der Weg zu den Blindenführhunden – deren Ausbildung: 

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Der erste Blindenführhund,  ein Labradorwelpe, findet sich zur Ausbildung 1999 in Marburg mit seinen neuen Besitzern in der Hundeschule ein. Mit ihm beginnt das spannende Projekt in der Zielfamilie so geartet Hilfe zur Ausbildung des Hundes zu geben, dass der Hund später die fortschreitende Erblindung des Mannes durch gute Führfähigkeiten ausgleichen kann.

Zu dem Zeitpunkt ist mir die Tätigkeit der Führhunde nur aus der vielfältigen Beobachtung die mir Marburgs Straßen bieten bekannt. Mit der BLISTA vor Ort finden sich hier sicherlich die meisten Führhunde, die überhaupt in einer Stadt leben !

Während der Hund über Monate seine normale Sozialisation durchläuft, Grundgehorsam lernt und wächst, beschäftige ich mich intensiv mit Führhundehaltern; wir reden über ihren Alltag, die Gefahren, Hindernisse, Hilfen die ein Hund geben kann etc. Zudem beobachte ich nun intensiv die Fähigkeiten der Hunde und richte insbesondere mein Augenmerk auf Details, auch fehlerhaftes Verhalten und ersinne Wege um diese zu vermeiden. Es gelingt mir mit Hilfe von Internet, Büchern und eben den Begegnungen der BFHunde im Alltag den genannten Labrador zu einem guten, umsichtig arbeitenden Hund werden zu lassen.

Weitere Hilfe bei der Korrektur von verschiedenen alltäglichen Problemen von Führhunden leistet die Hundeschule seit vielen Jahren.

So auch einmal als Subunternehmer für eine Blindenführhundeschule  in Arnstadt; eine 6-monatige Nachschulung eines Wolfspitzes, sowie die Einarbeitung der blinden Erstführhundbesitzerin. Die Halter des Hundes brauchten wegen der noch mangelnden Leistung des Hundes weitere Hilfe.

Das notwendige Know-how für die Spezialausbildung der Blindenführhunde eignete ich mir wie schon viele andere vor mir auch durch gründliches Studium des Grundlagenbuches von Walter H. Rupp an, Gespräche mit vielen Blinden, Begleiten auf ihren Gängen mit Hund, Austausch mit anderen Führhundausbildern aus In-und Ausland. Weitere Ideen und mein Konzept entwickelte ich aus den Erfahrungsberichten anderer Hundeschulen, ausländischen Blindenführhundstiftungen auch im Internet. Leider gab es zu der Zeit keine Möglichkeit für mich über einen längeren Zeitraum als Ausbildungsbegleiter in einer anderen FührHundeschule weitere Erfahrungen zu sammeln.

In mir reifte nach den Korrekturen anderer Hunde und deren ständiger Beobachtung in der Stadt der Wunsch selber von Anfang an gut arbeitende, zuverlässige und glückliche Hunde für Blinde auszubilden.

So ergab sich der Weg  eigene Hunde so qualifiziert auszubilden, dass sie eine externe Gespannprüfung erfolgreich absolvieren können, eine Hilfsperson unter Schwarzbrille führend und damit die Qualität der Ausbildung zu belegen.

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Ich entwarf ein eigenes Konzept der Welpen und Junghundprägung mit behutsamer Steigerung der Fähigkeiten des Hundes immer schon im Blick auf ihre zukünftige Führtätigkeit. Auch entwickelte ich einen Gespannprüfungsbogen der die Realität des BFhundes und Halter im Alltag angemessen beurteilen sollte. Einen eigenen Diensthundevertrag, da es mir z.B. wichtig war lebenslang dem Besitzer des Hundes zur Seite zu stehen, eine lange Einführung und Begleitung der Ausbildung zu bieten und auch über die Jahre hin das Gespannteam weiter zu fördern, korrigieren und unterstützen – bzw. im Mißbrauchsfall jederzeit meinen Hund wieder abholen zu können. – Einzig in den Unterlagen der Stiftung Schweizerische Schule für BFH fand ich ähnliche Ansätze.

Zusätzlich erhält jeder meiner Hunde die Grundausbildung zum Therapiehund und könnte auch dementsprechend bei einer Betätigung des Blinden in diesem Bereich hilfreich sein.

Im Mai 2006 wird so als Unterzweig der Hundeschule das Unternehmen  NEWBLINDLIFESTYLE gegründet. Es gibt  nun in der Stadt Marburg mit der Blindenstudienanstalt und anderen Einrichtungen für Sehbehinderte auch wieder eine BlindenführHundeschule . – Nur biete ich insofern ein ganz neues Konzept zur Ausbildung und Begleitung von Führhunden an, als es mir hauptsächlich um sehbehinderte oder blinde Menschen geht, die mit Hund ein neues Leben führen möchten, nicht primär nur auf der Suche sind nach einem Hilfsmittel. Der Führhund ist ein Hilfsmittel mit Seele und verdient Förderung und Begleitung sowie den Respekt für seine artgerechte Haltung und Bestätigung. Es geht in der Tat um einen NEUEN LEBENSSTIL der dem Sehbehinderten mit Hund vermittelt wird. Langfristige Einarbeitung des Blinden mit seinem Hund und eine Begleitung bei Spaziergängen, Stadtgängen und Teilnahme an normalen Hundeschulveranstaltungen wie freie Trainingsgruppen, Wandertage, Spielnachmittage, Freizeiten etc. mit voller Integration vorhandener Familie wird gerne angeboten.

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In Zukunft sollen so auch in Marburg direkt qualitativ hochwertige und vielseitig ausgebildete Hunde, die mehrfach geprüft Sehbehinderten Menschen als Lebenspartner dienen, zur Abgabe bereit sein.

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Meine Hunde suche ich selber aus und bilde sie möglichst von Welpe an für ihren künftigen Lebensweg aus. Meine bisherigen Hunde wurden von Patenfamilien oder direkt bei mir großgezogen, wobei eine junge Frau unter meiner Anleitung auch einen großen Teil der späteren täglichen Trainingsgänge mit „ihrem“ Welpen übernahm  und schließlich sogar unter der Schwarzbrille mit dem Hund die Gespannprüfungen durchlief. Oder auch eine junge erblindende Frau ihren Hund während der ganzen Ausbildungszeit unterstützte und mit ihm übte.

  • Oben genannter Labrador lebt bis heute zufrieden als nun etwas arthritischer älterer Hund aber immer noch als Hilfe und Freude für seinen Menschen.
  • Ein Großpudel wurde in hauptamtlichen Schuldienst gegeben und leistete dort als Schulhund in der Burgwald Grundschule in Wetter mit ca. 200 Kindern seinen heißbeliebten Dienst.- inzwischen leider wegen Krankheit berentet und verstorben 2016. siehe Schulhund Coffee
  • Ein Großpudel lebt mit seinem Frauchen und deren Familie mit drei Kindern als lebende Reklame, da alle von den beeindruckenden Führtätigkeiten dieses Hundes angetan sind und begleitet sie als Schulhund-Mediator zum Konflikte  lösen in eine Grundschule Marburgs.
  • Die Wurfschwester diese Pudels lebt in meinem Haus und dient interessierten Blinden als Probehund um Erfahrungen mit einem Hund als Führer zu sammeln. Danke Marie du warst ein toller Hund!
  • Ein weiterer Labrador lebt mit Herrchen und Großfamilie, sowie zwei Familienwachhunden ein spannendes Führhundeleben in In-und Ausland, zu Lande, Wasser und in der Luft.
  • Ein Großpudel durchlebte bei mir seine Junghundezeit und absolvierte sein intensives Führtraining. Er wurde als Begleiter eines Blinden, der zusätzlich an MS leidet für vielfältige Aufgaben ausgebildet. Leider wurde er kurz vor Abgabe von einem Inlineskater überfahren, er absolvierte dennoch seine Prüfung, leidet aber seitdem an Epilepsie und blieb daher in meinem Haushalt. Er unterstützt mich aufgrund seines hervorragenden Wesens in allen Bereichen der Hundeschule. Zu meinem großen Kummer, musste er am 1.Februar 2015 eingeschläfert werden, um sein Leiden zu beenden. siehe Schicksalshunde – Bibo mein Bibo
  • Eine besonders kleine gelbe Labradorhündin wuchs bei mir auf, durchlief ihre Ausbildung und lebt nun seit Mai 2016 bei ihrer Zielfamilie deren kleinwüchsige Frau sich von ihr flott durch Marburg und weit darüber hinaus führen lässt. Es war hier besonders schön, dass die zukünftige Führperson mit Ehemann von Anfang an den Weg der kleinen Gelben mit begleiten konnte.
  • Zur Zeit absolviert eine junge Schäferhündin ihr Grundtraining bei uns. Sie lebt in ihrer zukünftigen Familie mit vielen Mitgliedern, 2 Hundekumpeln und Verwandten. Dort wird sie in Patenschaft aufgezogen und fast täglich zu ihrem Training abgeholt. Auf diese Weise erlebt sie auch das schwer behinderte Kind der Familie als Normalsituation und wird, so alles planmäßig verläuft, der sehbehinderten Mutter bald als Führhund helfen. Wurde leider ausgemustert, verblieb bei der Familie.
  • Besonders war das Projekt mit einem Australian Shepherdmix. Der Hund kam bei der Zielperson als Junghund an und wurde die ganze Ausbildung selber von ihr geführt. Der begabte Hund und sein Frauchen laufen nun bestens füreinander ausgebildet durch Wiesbaden und den Rest der Welt als dreamteam!                            Dieses Pilotprojekt ermutigt mich sehr auch zukünftig, wenn es passt, den Hund in der Zielfamilie aufwachsen zu lassen und dort auch auszubilden direkt mit dem sehbehinderten/blinden Menschen zusammen.
  • immer wieder sind nun Labradore in der Ausbildung, zur Zeit viele Braunies, und freuen sich an Spiel und Übungen und auf ihr zukünftiges Hundeleben als Sehhund.

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Auf Grund meines Konzeptes — eben die Hunde in Patenfamilien engmaschig begleitet aufwachsen zu lassen bzw. einen Hund dann für einige Wochen oder Monate zu mir ins Privathaus zu nehmen, hoffe ich so einigen Menschen die Möglichkeit zu geben die Welt „ganz neu zu sehen“. 

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Louis der Blitzgescheite

Der Blindenführhund ist ein speziell ausgebildeter Hund, er kann Tricks, die einem Menschen besondere Freude machen oder anders gesagt: er ist ein Diensthund, ein Hund mit klarer Beschreibung seines Könnens, ein Hilfsmittel mit Seele! Er braucht dafür Hilfe….eure Hilfe im Alltag.

Nachdenkenswert ist: Gerade andere Hundehalter machen den Menschen mit Führhund das Leben oft schwer! Hundehaufen bleiben liegen… Konfrontierende Begegnungen werden nicht vermieden sondern oft provoziert ( der knurrt ja, der ist aber schlecht ausgebildet, der zieht ja, der will wohl auch mal schnuppern….ach der darf nichts, der arme Hund….- wahr ist der Hund ist im Dienst, zeigt seine Spezialtricks, hilft damit einem Menschen!!! Der Führhund wird trotzdem im Geschirr belästigt, angefasst, gefüttert gar, der blinde Mensch oft ignoriert. Ist es wirklich so schwer einem blinden Menschen mit Hund zu helfen.? Man kann auch mal einen fremden Hundehaufen aufsammeln, eine zerbrochene Flasche wegräumen, einen weggeworfenen Döner oder anderes Papier mit Essensresten aufheben und in den Müll tun…. schön ist es auch wenn einem Blinden gesagt wird hallo kann ich helfen 10 m weiter ist Schatten ich sage Ihnen Bescheid wenn der Bus kommt. Übrigens darf ein Blindenführhund überall mit hin, er muss nicht Zuhause stundenlang warten, eingesperrt, weil der Hundehalter normal arbeiten geht oder einem Hobby nachgehen will wobei der Hund unerwünscht ist… er ist geistig ausgelastet und erlebt viel Freilauf und Privilegien, wo andere Hunde nicht erlaubt sind. Eine gute Führhundeschule, nach meiner Vorstellung, ermöglicht den häufigen Kontakt zum Welpen und Junghund in Ausbildung, der zukünftige Halter begleitet den Hund sozusagen als guter Freund von außerhalb mit. Kontakte in der Schule oder mit den Patenfamilien begründet oft lebenslang eine Freundschaft…und nur in Ausnahmefällen kann ein gut ausgesuchter Hund mal die Ausbildung nicht erfolgreich beenden, das ist dann sehr traurig für alle Beteiligten! Der Hund bleibt dann zb bei seinem Paten oder in meiner Hundeschul Familie.

Man frage einmal Menschen mit Beeinträchtigungen, die einen Hund als Freund und Helfer haben was dieser Partner für sie bedeutet… Dagegen sehe man sich die Anschaffungsgründe anderer Menschen an…. manchmal kann ein Hund sogar bei seiner Zielperson aufwachsen, mit Hilfe der Familie und der Schule, doch meist geht’s nicht und so sind Paten die Zweitfamilie, die eine wichtige Rolle spielen und den Hund mit viel Liebe erzielen zu einem selbstsicheren Partner auf vier Pfoten! So wie man Kinder erzieht und fördert und dann in ihr eigenes Leben gehen lässt, voller Stolz und im Vertrauen, das es seinen Weg macht!! Erweise deinen Respekt vor dem Menschen und dem Hund und sei hilfreich! Dankeschön!

Milo der sensible Taubblindenführhund
Azubis

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